Fahrzeuge supern

Was macht man an kalten Wintertagen wenn man nicht draussen an der Gartenbahn arbeiten kann? Genau - Indoorarbeiten.

Ich nutzte die Zeit um einige plastikglänzende Wagen zu supern. Das Resultat zeigt der nachfolgende Bericht.

Wagen mit präparierten Rungen und original Hering
Wagen mit präparierten Rungen und original Hering

Der abgebildete (Rungen-) Wagen war ein Relikt aus einer Occasionsbörse. Er hatte keine Rungen mehr und war kitschig blau. Ein solches Fahrzeug habe ich noch nie fahren sehen, deshalb musste es zwangsläufig gepimt (Neudeutsch für aufbessern) werden.

Da ich keine Rungen hatte, stellte sich immer wieder die Frage, wie stelle ich solche Dinger her.

Beim Abräumen des Gemüsegartens an einem späten Herbsttag kamen mir Kunststoffheringe in die Finger. Normalerweise braucht man diese um Plastikfolie, welche über Gemüsebeete gespannt werden, zu fixieren. Für mich war schnell klar. Das ist die Lösung.

Die Nachfrage bei meiner Frau über die Menge der verfügbaren Heringe stimmte mich sehr zuversichtlich. Sofort begann ich die Dinger zu kürzen und am abgesägten Ende in eine rechteckige Form zu feilen, passgenau damit sie in die Aufnahmen des Wagens passten.

Das Resultat sieht man nebenan.

Farblich fertig behandelter Wagen
Farblich fertig behandelter Wagen

Zuerst wurde der Wagen zerlegt und der Boden mit Farbe "Dunkelbraun" gestrichen. Anschliessend wurden die seitlichen Eisenträger noch mit "rehbraun" betupft. Nachdem alles durchgetrocknet war, wurde die "Holz"-Oberfläche mit reinem Weiss graniert. Bei der Graniertechnik geht es darum mit einem fast farbleeren, trockenen Pinsel nur die obersten, Strukturen zu streifen und so ganz wenig Farbe darauf zu bringen. Das Ganze bringt einen verwitterten Effekt auf das Fahrzeug und holt die Holzstruktur hervor. Die zurechtgefeilten Rungen wurden mit gelb eingefärbt. Nach dem Trocknen habe ich diese in den Wagen eingesetzt und mit wenig rehbrauner Farbe am Pinsel angestubst. Dadurch entstand eine völlig unterschiedliche Rostpatina.

Unterste Lage mit Holzauflage (hier auf dem Kopf)
Unterste Lage mit Holzauflage (hier auf dem Kopf)

Nun könnte man den Wagen ja ohne Ladegut zirkulieren lassen. Mich hat es aber gereizt diesen hübsch gewordenen Wagen auch noch zu beladen. Stellte sich nur die Frage womit? Ich entschied mich für "Betonröhren". Diese wollte ich aber nicht fix auf den Wagen kleben sondern so produzieren, dass sie je nach Wunsch abgenommen werden können.

Aus Restbeständen von KIR-Rohr sägte ich gleichlange Rohre zurecht. Damit ich diese kontrolliert zusammenkleben konnte erstellte ich aus Holzleisten, die etwas höher als die Bohlen auf dem Wagen sind, zwei ausgerundete Auflagen.

 

Fertiger Rungenwagen mit Ladung
Fertiger Rungenwagen mit Ladung

Hier sieht man nun die fertige Ladung für den Rungenwagen.

Die zweite Lage der Rohre wurde einfach auf die Unterste aufgeleimt.

Das Ganze ergibt nun eine kompakte Wagenladung welche ich "en bloc" abnehmen kann.

 

Einfach toll was man mit ein wenig Farbe, etwas Mut und ein bisschen Kreativität alles machen kann.

 

Farblich behandelter Niederbordwagen
Farblich behandelter Niederbordwagen

Der Erfolg und die Freude über den Rungenwagen motivierte mich ungemein gleich das nächste Projekt - einen Niederbordwagen - in Angriff zu nehmen.

Die farbliche Bearbeitung entsprach genau dem gleichen Ablauf wie beim Rungenwagen. Zuerst wieder mit brauner Farbe den Plastikglanz nehmen, anschliessend mit Weiss granieren um die Holzimitation zu verbessern.

Um die seitlichen Eisenteile nicht zu verschmieren verwendete ich in der "Gefahrenzone" einen biberhaar Pinsel. Diese haben die Eigenschaft auch mit aufgenommener Farbe eine sehr feine Spitze zu formen.

Nun die grosse Frage "Was packen wir darauf"?

Holzplatten als Ladegut für den Niederbordwagen
Holzplatten als Ladegut für den Niederbordwagen

Ich entschied mich für "Holzplatten". Hierbei handelt es sich tatsächlich um Holz - einfach Balsaholz. Im Baumarkt kaufte ich eine Platte mit den Massen 1m x 10cm. Seitlich wurde die Platte aus Platzgründen auf der gesamten Länge um einen Centimeter gekürzt. Dann wurde die Platte mit dem Skalpell in 10 gleich grosse kleine Platten zerteilt. Dazwischen klebte ich über die ganze Breite kleine Holzleisten, welche ich in meiner Bastelkiste noch vorrätig hatte. So entstanden zwei Stapel mit je 5 Platten welche fein säuberlich miteinander verklebt wurden.

Zur optischen Verbesserung wurden die Stapel noch mit einem 3mm breiten Rippband aus der Papeterie umspannt. Auf dem letzten Bild dieses Berichts mit allen 3 Wagen ist dieses Band zu erkennen.

Fertiger Niederbordwagen
Fertiger Niederbordwagen

Hier sieht man den praktisch fertigen Wagen. Einzig ist auf diesem Bild die Ladung noch nicht mit dem Rippband "gesichert".

Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Wie aufmerksame Leser sicher noch wissen, hatte ich zum Start meines Gartenbahnerlebens an Weihnachten 2015 verschiedene ersteigerte Occasionswagen geschenkt bekommen. Einer von diesen hatte auf der Ladefläche - für mich - unverständliche Formen. Zum Glück fand ich auf dem Wagen eine vierstellige Zahl welche mein Freund Google ziemlich schnell als Bobinenwagen identifizierte. Das bedeutete für mich, Bobinen und entsprechende Träger zu basteln. Auf die Erklärung der farblichen Behandlung verzichte ich in diesem Bericht. Das lässt sich in den vorhergehenden nachlesen.

Bodenelement des Trägers
Bodenelement des Trägers

Nachdem ich wusste wozu dieser Wagen urspr¨ünglich diente, begann eine nicht ganz einfache Vermessung der verfügbaren Räume. Nachdem diese mit der Schiebleere eruiert waren, begann die Suche nach geeigneten Holzleisten. Wie auf dem Bild zu sehen ist, habe ich keine exakt passenden gefunden. Somit kaufte ich solche mit einem leichten Übermass im Bewusstsein, dass dies zu einiger Arbeit mit der Feile führen würde. Wie wertvoll diese Arbeit sein sollte, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Euch - liebe Lesenden - verrate ich es jetzt bereits. 

Dank der präzisen "Feilerei" habe ich eine perfekt sitzende Halterung geschaffen.

Bodenelement und Joche
Bodenelement und Joche

Noch etwas schwieriger war die Gestaltung der Joche. Wie auf dem Bild zu sehen ist, gibt es keinen einzigen rechtwinkligen Schnitt. Alles musste im 45 Grad Winkel mit der Gehrungslehre gesägt werden. Und damit die Bobine letztendlich nicht am Wagenboden ansteht, musste auch noch die entsprechende Höhe erreicht werden. Damit dies alles passen sollte erstellte ich zuerst eine Massskizze auf Papier, welche mir dann als Schablone diente. Aber die grösste Herausforderung war letztendlich diese schiefen Ebenen aufeinander zu kleben. Egal wie man es versucht, mit keiner Schraubzwinge lässt sich diese Form pressen. Irgendwo rutscht es immer wieder davon. Die einzige Lösung brachte eine Lehre welche die Hölzer in der gewünschten Form hielt. Das aufkleben auf dem Bodenrahmen war letztlich reine Handarbeit, bis einem die Fingerbeeren weh tun.

Lager für die Bobinenachse
Lager für die Bobinenachse

Da mein Sohn gelernter Konstrukteur ist und sich eine Modellbaufräse angeschafft hatte, reizte es ihn diese kleinen Elemente aus Aluminium zu fräsen. Wenn man den Grössenvergleich anschaut kann man sich vorstellen, dass es nicht ganz einfach ist dieses kleine Stück auf der Fräse zu fixieren.

Das Bild zeigt deutlich wie gut ihm das gelungen ist.

 

Diese Halterungen wurden anschliessend mit Sekundenkleber auf die Joche geklebt.

Fertiger Bobinenwagen mit Ladegut
Fertiger Bobinenwagen mit Ladegut

Die Seitenwände der Bobinen entstanden aus Sperrholz von nicht mehr verwendeten Gemüsekistchen (ca. 2,5mm stark). Sie wurden mit der Dekupiersäge (elektr. Laubsäge) ausgesägt und im Zentrum (Zirkeleinstichpunkt) durchbohrt. Die Achsen entstanden aus Alteisenteile aus der Bastelkiste. Auf der einen Bobine habe ich Elektrikerdraht aufgewickelt. Allerdings hat der Kupferdraht ein ziemliches Gewicht. Deshalb beschaffte ich mir für die zweite Rolle Aluminiumdraht (2mm) aus der Papeterie. Unter dem Draht befinden sich abgesägte Kartonröhren von aufgebrauchtem Geschenkpapier. Auch auf diesem Wagen können sowohl die Bobinen als auch die Träger einzeln entfern werden.

Alle drei Wagen als Zug gekuppelt.
Alle drei Wagen als Zug gekuppelt.

Zu guter letzt noch ein abschliessendes Bild aller drei Wagen.

Hier auch noch zu sehen die Bandagen welche die Holzplatten auf dem Niederbordwagen "zusammenhalten". Korrekter Weise müssten diese am Wagen befestigt sein. Mir war es aber wichtiger den Wagen entladen zu können, falls diese einmal gewünscht wäre.

 

Nun neigt sich der Winter 2017/18 langsam zu Ende und wir warten gespannt, bis wir diese Wagen auf der Anlage fahren lassen können.

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